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Gedanken zum Mittwoch 3

Wie ärgerlich - Kaum begonnen, ist man schon wieder raus.

Ich habe mir meinen Start am CGJ ganz anders vorgestellt! Als neuer Lehramtsanwärter konnte ich eine Woche in meiner neuen Schule sein und musste dann schon wieder gehen – durch Corona. Wie ärgerlich – wollte ich doch euch kennenlernen, die ersten Stunden planen und endlich starten!

Doch jetzt bin ich wieder raus. Ich sitze zu Hause mit meiner Frau und meinem Sohn. Unsere Welt hat sich sehr verändert. Klopapier, Kontaktverbote und Corona-Drive-In sind auf einmal Thema. Wir alle sind raus aus unserer Welt, die wir kennen. Alles steht still und erhält einen neuen Sinn. Auch gewohnte Texte höre ich anders.

In den letzten Tagen geht mir eine Textstelle aus dem Lukasevangelium häufig durch den Kopf, die mich nun völlig neu anspricht. Sie führt uns in den Garten Gethsemane kurz vor Jesu Hinrichtung.

Dort lesen wir: Auch Jesus ist raus aus allem. Jesus hat seine Heimat in Galiläa verlassen. Dort, wo er aufgewachsen ist, wo er mit den Jüngern gelebt hat. Ebenso hat er den Trubel der Stadt und den Tempel verlassen. Jesus ist raus aus Jerusalem – er ist umgeben von der Ruhe des Gartens am Ölberg. Nacht ist über ihn hereingebrochen. Nur die Jünger sind bei ihm.

Doch Jesus zieht sich auch von ihnen zurück: Jesus geht etwas abseits und betet allein. Jesus sucht für eine Zeit den Sicherheitsabstand zu allen Anderen. Dieses Allein sein, ist für Jesus wichtig. Immer wieder lesen wir, dass er allein betet abseits der Massen und der Jünger. Dort findet er seine Kraftquelle, dort tankt er auf, dort ist sein geistliches Zuhause.

Einmal allein sein, das ist doch eigentlich nicht schlecht. Endlich einmal durchatmen von dem ganzen Stress in der Ruhe der Nacht.
Doch die Ruhe im Garten Gethsemane ist beunruhigend. Es liegt etwas in der Luft, etwas Böses, das kommen wird. Auch wir wissen nicht, was die Tage kommt, sondern ahnen es nur. Die Medien berichten von vielen Toten in anderen Ländern, vom Zusammenbruch unserer Wirtschaft, dass die Welt nach der Krise ganz anders sein wird. Das beklemmt uns, Angst macht sich breit, weil da etwas Unbehagliches unterwegs ist, das wir nicht einschätzen können. 

Auch Jesus spürt Beklommenheit. Er bittet Gott: „lass diesen Kelch an mir vorübergehen“. Solche Stoßgebete liegen auch uns jetzt auf der Zunge. „Lass bitte nicht die komplette Ausgangssperre kommen, schütze meine Freunde und lass meine Familie gesund bleiben!“

Doch im Lukasevangelium finden sich Verse, die Jesu Gebet noch genauer schildern: „Da erschien Jesus ein Engel vom Himmel und der stärkte ihn. Und er geriet in Todesangst und betete inständiger, und sein Schweiß tropfte wie Blut zur Erde.“ (Lk 22,42f.)

Jesus kämpft mit seiner Todesangst, er ist schweißgebadet; der nasse Schweiß tropft auf die Erde wie Blut. Das Gebet ist wie ein Fieberkampf ums Überleben.

Dann aber blitzt etwas Unerwartetes auf: ein Moment der Hilfe. Ein Engel erscheint – Ruhe entsteht; für einen kurzen Moment ist die Verzweiflung durchbrochen und es kommt Hilfe von außen.

Danach geht der Text weiter, wie wir ihn kennen: Schlafende Jünger, Soldaten, die Jesus abführen und Jesus, der ans Kreuz geht. 

Doch ich blicke zurück auf Jesu Gebet. Die Hilfe des Engels bleibt in mir hängen und lässt mich nicht mehr los.

Was für ein Engel ist denn da herabgekommen?
Was hat der Engel gesagt oder getan?
Wie hat er Jesus in dieser Not gestärkt? 

Diese Fragen stelle ich mir immer wieder. Doch der Text schweigt. Meine Fragen gibt der Text an mich und an uns alle wie ein Bumerang zurück.

Darum lasst uns überlegen: 
Was hat euch in den letzten beiden Wochen gestärkt?
Welche Menschen sind euch jetzt besonders wichtig?
Welche Textnachrichten oder Anrufe haben euch aufgemuntert? 
Was hilft euch, mit dem Schul-Homeoffice fertig zu werden?

Diese Menschen, diese Momente und diese Nachrichten sind wie der Engel vom Himmel, der Jesus Kraft gibt. Es ist unerwartete Hilfe von außen, die uns stärkt, so dass wir weiter durch diese Wochen kommen und Mut erhalten.

So wünsche ich uns in dieser Zeit, in der wir alle raus sind, vor allem Stärkung und Mut.
Es grüßt euch herzlich, Andreas Hilpert (Lehramtsanwärter für Deutsch/ Ev. Religion)