Logo Christliches Gymnasium Jena

Gedanken zum Mittwoch

Heute ist Mittwoch und in einer gewöhnlichen Schulwoche wäre es der Tag, an dem wir

uns versammeln, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

In diesen ungewöhnlichen Zeiten
ist das nicht möglich, aber wer es lesen möchte, dem seien hiermit ein paar Gedanken
zum Tag nach Hause geschickt.
Viele von uns erleben diese Tage als sehr bedrückend, weil unser Alltag empfindlich
gestört ist, weil wir nicht wissen und es uns niemand genau sagen kann, wie es in den
nächsten Wochen weitergehen wird, weil wir nicht dort sein können, wo wir jetzt
normalerweise wären, und uns auch nicht frei bewegen können oder zumindest nicht
sollen. Bisher ist die Situation sicherlich noch nicht unerträglich und vielleicht gelingt ganz
vielen jetzt auch noch ein positiver Blick auf die guten Seiten der Krise – aber nicht wenige
sind auch jetzt schon zutiefst verunsichert, fürchten sich vor der Zukunft und wünschten
sich, der Ausnahmezustand wäre lieber heute als morgen beendet.
Das Volk Israel zur Zeit des Alten Testaments kannte verschiedene krisenhafte
Ausnahmezustände mit viel dramatischeren Umständen, als wir sie bisher erleben:
Versklavung und Frondienste in Ägypten, eine 40-jährige Flucht durch Wüstengegenden,
Hunger und Durst, Bedrohung durch mächtige feindliche Völker. Irgendwann wurde aus
der bloßen Bedrohung eine schmerzvolle kriegerische Niederlage verbunden mit dem
Verlust der geistlich-kulturellen Mitte und des Heimatlandes sowie der Verschleppung
großer Bevölkerungsteile. Eine Exilszeit begann. Bei aller Not macht die Bibel immer
wieder deutlich, dass gerade diese Zeiten Chancen zur Umkehr, zur Buße, zu einem
Neuanfang mit Gott boten. Propheten waren es damals, die den Israeliten die Augen
öffneten für eine über allem äußeren Geschehen stehende Wirklichkeit und viele dieser
alten prophetischen Worte sind uns in der Bibel überliefert, weil sie nicht nur damals,
sondern bis heute gültige Aussagen Gottes enthalten. Ich möchte Sie und euch einladen,
in unserer Krise auf diese alten Worte neu zu hören und darüber nachzudenken, was sie
uns zu sagen haben:
„Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt,
kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was
nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen
laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will
mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“
Jesaja 55, 1-3
Hunger und Durst leiden müssen wir in dieser Krise nicht, aber wir merken, dass unser
scheinbar so reibungslos eingespielter Alltag und Warenfluss ganz schnell aus dem
Gleichgewicht und ins Trudeln geraten können und dass gigantisch erscheinende
finanzielle Werte wie an den Börsen zu beobachten rasant dahinschmelzen können.
Vielleicht regt uns das an, darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist, was Wert hat
unabhängig von seinem Marktwert, was unseren inneren Durst stillen kann und was Gott
uns nicht verkaufen, sondern schenken will: Höret, so werdet ihr leben!
Wir merken in diesen Tagen, dass nichts in dieser Welt Beständigkeit hat und dass unsere
vermeintlichen Sicherheiten nicht sehr verlässlich sind. Gott spricht in dem zitierten Text
durch Jesaja von einem ewigen Bund des Lebens, den er auch uns immer wieder anbietet
und der sogar noch Bestand haben wird, wenn unser irdisches Leben, ja diese ganze Welt
an ihr Ende geraten sollte. Ich möchte keine Ängste schüren und den Zustand, in dem wir
uns befinden, nicht schlimmer reden, als er ist, aber vielleicht ist dennoch gerade jetzt der
Zeitpunkt gekommen, von manchen falschen Wegen umzukehren und ganz persönlich
einen Neuanfang mit Gott zu machen. Viele von uns haben gerade mehr Zeit zur
Verfügung: Vielleicht ist das auch eine Gelegenheit, um die Bibel in die Hand zu nehmen
und darin nach Gott und seinem Willen für mein Leben zu suchen.
Gute Gedanken, eine gesegnete Zeit und bleibt und bleiben Sie behütet wünscht
Jörg Steinmetz