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Maske auf?

Wir haben uns mittlerweile an den Mundschutz gewohnt. Aus Gründen der Gesundheit und der Solidarität füreinander ist er unser Alltagsbegleiter geworden. Mit seiner Hilfe schützen wir die Menschen um uns herum und uns selber.
Wir haben aber auch erfahren müssen, dass die Maske auf dem Gesicht das Lesen der Emotionen unseres Gegenübers erschwert bzw. ganz unmöglich macht. Und so spielten wir mal, meine Kinder und ich, in der Straßenbahn mit dem aufgesetzten Mundschutz: rate mal, welchen Gesichtsausdruck habe ich unter meiner Maske? Dabei kam mir folgender Gedanke: wir Menschen setzen im Alltag immer wieder „unsichtbare“ Masken auf, hinter denen wir uns verstecken.

Diese Masken legen wir uns zu, wenn wir Ängste und Schwächen überspielen wollen. Sie helfen uns, den Starken, den Unverwundbaren oder den Coolen zu spielen, ganz gleich, wie wir uns gerade fühlen. Die Maske hilft und schützt uns: vor dem ausgelacht werden, vor dem verletzt werden durch Menschen. Denn warum soll auch jeder wissen, wo meine Wundstelle ist, oder was sich wirklich in meinem Inneren abspielt?
Meiner Meinung nach ist es gut, in manchen Lebenssituationen unsichtbaren Masken aufzusetzen. Sie bedeuten Selbstschutz!

Allerdings wird es dann schwierig, wenn wir uns überhaupt nicht mehr trauen, unser wahres Gesicht zu zeigen und uns nur noch hinter der unsichtbaren Maske verstecken.

Denn nur mit einem offenen Gesicht zeigen wir unsere Persönlichkeit. Sie zeigen zu können ist wichtig! Das ist so, wie wenn wir den Mundschutz ablegen - ohne den Mundschutz können wir besser -freier- atmen.

Gott hat uns unverwechselbar geschaffen. Er nimmt uns so an, wie wir sind. Wir sollen den Mut haben und uns auch selbst annehmen.

Denn wir alle haben Stärken und Schwächen und wir dürfen und müssen sie zeigen können.
Es ist unglaublich befreiend, so oft wie möglich auf die unsichtbare Maske zu verzichten.

Mit herzlichen Grüßen Mariana Willer, Pfarrerin in Jena Nord

Mail: mariana.willer(at)kirchenkreis-jena.de