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Osterzeit - Schulzeit - Zeit der Pandemie ...  passt das zusammen? 

Sie begegnen uns gerade jetzt jeden Tag: Dinge und Situationen, die NICHT zueinander passen.

Janet Brooks-Gerloff: Unterwegs nach Emmaus (Ölgemälde im Kreuzgang der Abtei Kornelimünster, 1992)

Mundschutz und Gespräch - Supermarkt und nur einzelne Kunden - Großgruppengespräch per Videokonferenz und die Einsamkeit vor dem PC - der Wunsch nach einem Treffen mit Freundinnen und das Gebot der Kontaktsperre. Sie lasten auf uns, die Zwänge und die anhaltenden Beschränkungen. Und die Regelungen der Behörden erzeugen Enttäuschungen. Noch immer nicht: kein Besuch, keine Party, kein Geburtstagsfest, keine Konfirmation, keine Erstkommunion... - nur kleine Lockerungen im öffentlichen Leben. Und wir warten: wann werden Beschränkungen aufgehoben, wann geht es wieder los, wann kann ich mich wieder mit Anderen treffen...?

In der österlichen Zeit, in der wir gerade leben, wird oft die Emmausgeschichte (Lukas 24,13-35) erzählt. 

Da sind zwei Jünger Jesu tief enttäuscht. Ihre größten Erwartungen wurden völlig ausgebremst. Ist doch ihr Herr, Jesus von Nazareth, in Jerusalem einem Justizmord zum Opfer gefallen, wurde gekreuzigt und starb. Und alle Hoffnungen, die sie mit ihm verbanden, starben ebenfalls. Sie beschließen sich zurück zu ziehen. Ganz in ihre Privatsphäre zurück: aus der quirligen Großstadt Jerusalem in ihr Heimatdorf. Was bleibt ihnen auch anderes übrig, als sich (wieder) „einzuigeln“?

Das Bild oben zeigt es deutlich: In sich gekehrt, grübelnd, nachsinnend laufen die zwei Jünger dem Horizont entgegen. 

Doch dann erfahren sie IHN auf ihrem Rückzug; erfahren, dass alles doch einen Sinn hatte: Sie erfahren Jesus als ganz Anderen, der ganz anders lebt und Hoffnung gibt. Von einer großen inneren Begeisterung erfüllt laufen sie los, zurück zu ihren Freunden und berichten von ihrer umwerfenden neuen Erkenntnis. Wird dies schon in dem hellen Horizont des Bildes angedeutet: die Wendung zur Hoffnung, dass es wieder anders wird?

Enttäuschung - Trauer - Rückzug - und ... am Ende: Begeisterung und Aufbruch. Sind wir auch gerade auf diesem Weg? Wir sind ausgebremst, müssen uns neu organisieren, müssen vielleicht auch viel aushalten an Spannungen und Stress zuhause, mit der Verwandtschaft, in der Einsamkeit. Und jetzt sind wir beim Warten angekommen. Oder haben wir uns schon provisorisch in diese neue Situation eingerichtet? Es uns (zu) bequem gemacht?

In der Emmausgeschichte kann man am Ende viel von Hoffnung erfahren: Die Jünger von damals haben Jesus neu erkannt und ganz neu Hoffnung geschöpft, haben sich sofort auf den Weg gemacht und von ihrer neuen Erfahrung berichtet.

Lasst uns auch nach neuen Erfahrungen und Erkenntnissen in unserer Zeit suchen, die uns Hoffnung geben. Lasst uns nicht zu bequem werden, indem wir alles hinnehmen. Sucht nach neuen Wegen, nach den neuen Ausblicken und neuen Sichtweisen auf unser Leben, die sich in dieser Wartezeit bieten:

Wege, auf denen jetzt ein intensiverer Kontakt möglich ist , als die schnelle oberflächliche Begegnung aus der Zeit vor der Krise,

Wege, einen Mitschüler neu anzuerkennen, den ich früher eher links liegen lies,

Wege, etwas ganz Neues zu lernen, zu dem mir der Alltag vor der Krise keine Zeit lies,

Wege, eine einsame alte Nachbarin wahrzunehmen, die ich in der Hektik früher übersah,

Wege, mich an ein schwieriges Verhältnis zu einem Mitschüler zu erinnern und es ganz neu zu überdenken...

Die Emmaus-Jünger erfuhren diese neue Erkenntnis beim gemeinsamen Abendessen, beim Brot Brechen und Verteilen unter einem Segensgebet des Hausherren, wie es damals üblich war. 

Ist das nicht auch ein Hinweis: Lasst uns wieder an das Gebet erinnern. Im Gebet, ob gesprochen oder in der Stille meditiert, lässt sich Gott finden - und auch Hilfe, die uns in Krisenzeiten stärkt. 

Versuch es! Das Bild der beiden Jünger kann dir dabei helfen.

 

Gunther Felkel (April 2020)